Ein Besuch im Zoo der nachdenklich macht

Wir waren Dienstag im Zoo. Ja, das geht! Und zwar mit einem negativen Corona Test und einer Reservierung. Der Test war zwar etwas unangenehm, aber immer nur die selben Wege laufen und die eigenen vier Wände ansehen, ist auf Dauer auch etwas eintönig. Dieser Satz ist irgendwie die passende Einleitung für diesen Post.

Der Zoo in Gelsenkirchen hat einen recht guten Ruf und die Anlage ist mit sehr viel Liebe zum Detail gebaut worden. Wenn ich die Google Bewertung so anschaue, dann muss ich dennoch etwas schmunzeln. Nun gut, wir sind halt im Ruhrgebiet 😉 .

Ich kann mich noch daran erinnern, ich bin der Nähe von Osnabrück geboren, dass ich als Kind in Osnabrück im Zoo war. Leider ist mir davon u.A. hängen geblieben, dass ein Tiger in einem kleinen Betonkäfig auf und ab gelaufen ist. Zum Glück sind solche Zeiten vorbei. Sollte man zumindest denken. Ja, die Gehege sind deutlich größer als noch vielleicht vor 30 Jahren. Aber leider hat sich an einer Sache nichts geändert: Manche Tiere sind schlichtweg nicht für den Zoo geeignet.

Da sind zum Beispiel die Tiger. Tiger haben in der Natur ein Territorium von bis zu 1000m². Und im Zoo? Wenn die Gehege groß sind, dann sind es vielleicht ein paar hundert m². Achtet mal darauf, viele Tiger gehen noch immer von rechts nach links. Die Wege sind häufig sehr gut zu erkennen.

Traurigstes Beispiel allerdings, was wir gestern auch beobachtet haben (es bricht einem ein wenig das Herz, wenn man versteht warum die Tiere das tun…) sind Eisbären. Ein Tier rannte ständig hin und her, ca. 10m nach rechts, dann 10 Meter nach links. Immer und immer wieder. Dabei reckte sich das Tier nach oben, warf den Kopf nach hinten und ging weiter. Das ist ein Beispiel für Stereotypie:

Stereotypien sind definiert als wiederholte, unveränderte Muster von Verhaltenselementen ohne erkennbares Ziel, die über beachtliche Zeiträume pro Tag ausgeübt werden. Sie treten bei verschiedenen Spezies von Zootieren auf und werden den Verhaltensstörungen zugeordnet.“ (Quelle)

„Guck mal, wie niedlich! Der Eisbär schüttelt sich!“ war der Satz, der neben uns eine Mutter zu Ihrem Kind sagte. Das lasse ich mal so im Raum stehen.

Nunja, ein Eisbär hat in der Natur ein Revier von bis zu 250.000 m², daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie eingesperrt durchdrehen. Ja, die Tiere sind im Zoo geboren und kennen nichts anderes. Aber es bleiben wilde Tiere. Und bis diese Gene aus den Tieren „herausgewachsen“ sind, wird es vermutlich noch Jahrhunderte dauern.

Muss ich ein schlechtes Gewissen haben weil ich im Zoo war? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Ich bin mir der Problematik bewusst und ich finde durchaus, dass Zoos ähnlich wie Zirkusse mit wilden Tieren ein Auslaufmodell sein sollten. Klar, ich kann als einzelner zwar den Zoobesuch einfach weglassen. Das löst aber die Problematik nicht. Viel wichtiger ist mir, dass die Menschen verstehen dass die Tiere dort leiden und dass gerade für die o.g. Probleme bekannten Tiere einfach nicht nachgezüchtet werden. Das wäre eine denkbar „einfache“ Option die aber langfristige Planung voraussetzt.

Da der Zoo als solcher trotzdem sehr nett ist und der Tag natürlich nicht nur furchtbar war, möchte ich euch trotzdem ein paar Schnappschüsse zeigen:

Die Fotos sind mit dem Smartphone geschossen, die Kamera habe ich bewusst zu Hause gelassen.

Habt einen guten Tag und bleibt gesund! 🙂

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Allein die Tatsache, dass du dir Gedanken ueber den Zoobesuch machst, ist ein gutes Zeichen. Ich gehe seit vielen Jahren nicht mehr in einen Zoo. Wir haben es auch damals unserem Kind erspart, Baeren in Kaefigen und Zebras in der un-freien Wildbahn anzustarren. Eine richtige Loesung dazu faellt mir allerdings auch nicht ein, da bin ich wie du. Vielleicht die: Bei der heutigen Technologie, inklusive der virtuellen Tools, waere es doch wert darueber nachzudenken, ob man Kindern den Zoo-Besuch nicht ersparen koennte und stattdessen den Streichelzoo auf der Leinwand bestaunt. Zirkusse mit Tieren gehen bei mir gar nicht, da kenne ich auch keinen Kompromiss.

    • Zirkusse mit Tieren boykottiere ich auch. Da ich ja gerne in der Natur unterwegs bin, würde ich meinen Kindern Tiere eher in Ihrer natürlichen Umgebung zeigen.
      Bei Bären oder Eulen geht das ja z.B. . Bei Tigern eher nicht – aber dann ist das eben so. Dann muss wie du schon geschrieben hast, eben z.B. der TV oder irgendwann mal die VR Brille ran.
      Ist zwar nicht das gleiche, aber den Kompromiss würde ich auch eingehen.

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