Zwei Bleistifte – Eine Geschichte

Wir haben eben ein wenig aufgeräumt. Dabei ist mir ein Rucksack in die Hände gekommen, der uns schon ein paar Jahre begleitet und nun ein neues Zuhause finden soll. Ich habe also alle Reißverschlüsse geöffnet und jede Menge Kleinkram gefunden. Ein paar Bonbons, Tempos und zwei Bleistifte.

Nachdem alles auf einem kleinen Haufen gelandet ist habe ich mir die Bleistifte noch einmal angesehen. Auf den ersten Blick nichts besonderes. Als ich dann aber die Aufschrift „Family Search“ gesehen habe, wurden direkt Erinnerungen wach. Dazu begeben wir uns einmal zurück in den Mai 2013.

Auf unserem Roadtrip durch die USA und Kanada war nach dem Grand Canyon die Stadt Salt Lake City unsere nächste Station. Der Ort ist sozusagen das Tor zum Yellowstone National Park und die größte Stadt in der Umgebung. Als wie also durch die Stadt pilgerten (die im übrigen übertrieben sauber ist!) wurden wir auf die „FamilySearch Library“ aufmerksam. Klingt doch interessant, dachten wir. Vielleicht finden wir dort etwas über unsere Familien. Was wir nicht wussten: Der Besuch sollte anders werden als wir dachten. Aber Eins nach dem Anderen.

Unser Ziel war eigentlich das große Archiv um dort nach unseren Familien zu suchen. Allerdings wurden wir direkt von sehr hilfsbereiten aufdringlichen „Sisters“ empfangen, die uns sofort mit jeder Menge Infos über die Mormonen, Gott und Jesus zuschütteten. Dass wir nicht angekettet und gefoltert wurden war alles. Ja, ok. Ganz so schlimm war es nicht. Aber wer weiß was passiert wäre, wenn wir uns nicht irgendwann mit diversen Notlügen aus dem Staub gemacht hätten? Für einen Moment war es dort drinnen wirklich etwas gruselig und wir dachten wir müssten den Rest unseres Lebens dort verbringen.

Aber was genau hat es mit dieser Institution auf sich? Die „Bücherei“ ist eine kirchliche Einrichtung der Mormonen und eine riesige Datenkrake. Ich habe bis heute nicht verstanden, wo diese Infos herkommen, aber jeder Deutsche Datenschützer würde auf die Barrikaden gehen. Per Mausklick haben wir in dem riesigen Archiv u.a. die Hochzeitsurkunde(!) von Anna’s US-Austauscheltern aus Ohio gefunden, sowie alle Jahrbuchfotos aus der Highschool der beiden. Ohne Authentifizierung, ohne irgendwas. Das perfide daran ist, dass diese Datenbank selber ja wirklich interessant ist. Allerdings sind diese, im ersten Moment versteckten, Bekehrungsversuche dann doch etwas…komisch.

Wir hätten den „Sisters“ bestimmt jede Menge Fragen zu Gott und Jesus Christus stellen können. Das haben wir aber lieber gelassen (aus Gründen…). Eine Frage hat uns dann aber doch brennend interessiert: Warum ist die Stadt eigentlich so sauber? Die Antwort: „Salt Lake City legt ganz besonderen Wert auf Sauberkeit & Co. weil so viele Kirchenmitglieder von der ganzen Welt anreisen, um das Glaubenszentrum zu besuchen.“ DAS macht natürlich Sinn 🙂 .

Ein paar fotografische Impressionen dürfen natürlich nicht fehlen:

Den originalen Text findet ihr auf unserem Kanada Blog.

Habt ein schönes Restwochenende und einen guten Start in die neue Woche 🙂

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Zwei Bleistifte, eine Geschichte. Macht zusammen gutes Storytelling. Das mit den abgegriffenen Daten stimmt natuerlich. Aber es ist ein Geben und Nehmen. So habe ich auf diese Art von Recherche mal festgestellt, dass ein Namensvetter
    von mir der erste deutsche Generalkonsul in San Francisco war. Zum Thema Datenkraken: Ich denke, jemand der so oeffentlich unterwegs ist wie du und ich – inklusive Blog etc. – muss sich nicht wundern, wenn hier und da ein paar Datenkruemel abfallen, die irgendwo landen, wo wir sie nicht haben moechten. Weil das Internet nichts vergisst, hilft nicht einmal mehr eine Art Digital Detox. Unsere Spuren bleiben vermutlich fuer immer im Netz – und sei es nur durch eine digitale Zeitmaschine wie https://web.archive.org Weiterhin viel Spass beim Geschichten schreiben! Ich lese sie gerne.

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